In den letzten Wochen gab es in Reutlingen einige Diskussionen darüber, ob das Theaterkonzept von Achatz ein Chance für Reutlingen oder vielmehr „städtebaulich und kulturpolitisch falsch“ ist, wie es die CDU-Fraktion schreibt. Der für Kulturpolitik zuständige Stadtrat der Schwarzen, Karsten Amann gab sich anfangs skeptisch und dann mehr und mehr ablehnend, wie in seinem Blog nachzuvollziehen ist.
Die Punkte, die gegen einen Neubau in der Oststadt auf dem Gelände Heinzelmann sprechen, sind jedoch nicht überzeugend. Angeführt wird der Fabrik-Charme und der Werkstadtcharakter des Ensembles. Es ist sicher richtig, dass die Tonne-Mannschaft einen besonderen Charakter im Umgang mit ihren Besuchern hat. Dies am Gebäude festzumachen, ist jedoch eine mutige These. Realität ist doch, dass das Gebäude in vielen Bereichen keinerlei Charme hat. Und dort, wo er vorhanden ist, soll er beibehalten werden. Und die gewünschte Nähe zwischen Mannschaft und Publikum kann durch kluge Gestaltung auch weiterhin erhalten bleiben.
Schwerer wiegen in meinen Augen die Gründe FÜR das neue Konzept: Die Tonne hat sich in den letzten zehn Jahren von einem eher durch engagierte Außenseiter getragenen Theater mit semiprofessionellen Strukturen hin zu einem richtigen Stadttheater entwickelt. Ohne dabei den freiheitlichen und auch widerborstigen Charakter zu verleugnen. Dies erfordert nun konsequenterweise auch das Bereitstellen von professionellen Strukturen. Darüber hinaus hat Reutlingen seinen viele Jahrzehnte völlig unterentwickelten Charakter als Theaterstandort gewaltig entwickelt und benötigt in absehbarer Zeit Platz für Gastspiele und Weiterentwicklungen. Jeder, der sich auskennt weiß, dass Franz K und Stadthalle hier keine Abhilfe schaffen werden.
Richtig ist, dass bisher die Stadtverwaltung noch kein überzeugendes Finanzkonzept vorgelegt hat. Deshalb jedoch sich von der Entwicklung des Geländes zu verabschieden, wäre wohl eher ein Schildbürgerstreich!

