Erhard Eppler zu Gast in Reutlingen: „Richtungsentscheidende Wahl steht bevor“

Auf Einladung des Reutlinger SPD-Bundestagskandidaten Sebastian Weigle kam Erhard Eppler am Dienstagabend in das Reutlinger ‚Haus der Jugend‘ um vor rund 50 Zuhörern aus seinem neuesten Buch „Der Politik aufs Maul geschaut“ zu lesen und politische Perspektiven zu diskutieren. Wie in seinem 2009 erschienen Wörterbuch standen auch in Reutlingen zunächst Begrifflichkeiten im Mittelpunkt, die die politische Diskussion prägten und weiter prägen. Die von Eppler vorgetragenen Passagen, behandelten mal süffisant, mal im ernsten Tonfall jenes Vokabular, dessen ursprüngliche Bedeutungen bestenfalls noch zu erahnen, aber keinesfalls immer nachvollziehbar ist. Ob es um den Bierdeckel, das Wachstum oder den Begriff der Marktliberalität ging – Eppler sezierte die Wörter nach historischer Herkunft, Bedeutung und politischer Verwendung um sie in neuem Licht erkennbar und manches mal durchschaubar zu machen. Der Bierdeckel, als Sinnbild einer einfachen und durchschaubaren Steuerpolitik in den politischen Diskurs geworfen, entlarvte Eppler so als Waffe der marktliberalen Kräfte. Eine Flat, so die neudeutsche Übersetzung, beschränke sich darauf einfach zu sein: „Aber niemals gerecht oder sozial“, so Eppler und fügt an: „Die Steuergesetzgebung ist gerade kompliziert weil sie gerecht sein will.“ Wenn ein Westerwelle von der FDP eine einfache Steuer fordere, sei dies eben nur die Hälfte der Wahrheit. Der Bundesminister a.D. sprach sich zudem für einen starken Staat aus, der auf Steuereinnahmen angewiesen sei um gezielt Wachstumsimpulse, wie in der Solarenergie zu setzen. Einer Steuererleichterung, wie sie die CDU fordere, erteilte der 83-jährige eine klare Absage: „Damit wird der Staat geschwächt und marktliberale Kräfte übernehmen das Ruder.“ Wohin das geführt hat, könne man angesichts der Wirtschaftskrise sehen. Die anstehende Wahl bezeichnete er in diesem Zusammenhang als richtungsweisend. Mit einem flammenden Appell bat er die Zuhörer darum, am 27. September für die SPD und Sebastian Weigle zu stimmen: „Wir brauchen vernünftige Leute dieser jungen Generation.“

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